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Stadtarchiv: Neuerscheinung befasst sich mit der Geschichte des Heinsteinwerks

Anlage bis heute als Industriedenkmal erhalten / Buch ab sofort erhältlich

Ob auf Schienen oder über die B37: Wer von Westen nach Heidelberg einfährt, passiert höchstwahrscheinlich das imposante Gebäude des Heinsteinwerks. Es ist eines der wenigen noch erhaltenen Industriedenkmale Heidelbergs. Eines, dessen besonderes historisch-atmosphärisches Flair ganz bewusst auch nach Sanierung und Umnutzung bewahrt wurde. Die neueste Publikation in der Schriftenreihe des Stadtarchivs Heidelberg „HWH: Heinsteinwerk Heidelberg – Industriekultur zwischen Funktionalität & Ästhetik. Stilkachelöfen und Sanitärkeramik aus Heidelberg 1847-1995“ zeichnet die Geschichte dieses schon früh überregional ausstrahlenden Industriebetriebs in Heidelberg nach. Bei einer Buchvorstellung am 2. Mai präsentierte Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson zusammen mit Archivleiter Dr. Peter Blum, Autor Dr. Oliver Fink und der Familien Heinstein/Mantel das an diesem Tag erschienene Werk.

Gruppenfoto vor einer bemalten Wand
Stellten die Neuerscheinung vor (von links): Reiner Schmidt (Geschäftsführer Verlag Regionalkultur), Immobilienentwickler Hans-Jörg Kraus, Dr. Oliver Fink (Autor), Florian Heinstein
Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson, Konstantin Mantel und Stadtarchiv-Direktor Dr. Peter Blum. (Foto: Tobias Dittmer)

Wolfgang Erichson, Dezernent für Kultur, Bürgerservice und Kreativwirtschaft: „Heidelberg blickt auf eine jahrhundertelange reichhaltige Geschichte. Wie vielseitig die Geschichte einer Stadt sein kann, zeigt das nun erschienene Werk über die Heinsteinwerke. ‚Geschichte‘ – gerade auch in Heidelberg – ist eben nicht nur kurfürstliche Residenz, Schlachtengetümmel und Zerstörung oder Ausgrabungen zu den Kelten und Römern. Viel öfter verbirgt sich Geschichte in den archivierten Papieren, die einen spannenden wie lehrreichen Blick in die Vergangenheit erlauben. Dank unseres engagierten Stadtarchivs haben wir in Heidelberg immer wieder Gelegenheit, einen solchen Blick zu wagen. Umso schöner, wenn dann daraus ein Buch entsteht, und wir dieses Erlebnis mit den Leserinnen und Lesern teilen können.“

Dokumente aus dem Familienbesitz im Stadtarchiv aufbewahrt

„Ausgangspunkt der Recherche zu diesem spannenden Werk bildeten die Dokumente und Materialien aus dem Besitz der Familien Heinstein/Mantel, die seit 1997 im Heidelberger Stadtarchiv zugänglich sind“ berichtet der Leiter des Stadtarchivs Heidelberg Dr. Peter Blum und ergänzt: „Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere Quellen erschlossen, um ein möglichst umfassendes Bild zu erzielen. Dazu zählten auch Gespräche mit der Familie, insbesondere mit Konstantin Mantel und Florian Heinstein, die wertvolle Hinweise, Einblicke und Einschätzungen lieferten und viele offene Frage klären konnten. Autor Dr. Oliver Fink gelang es, dank seiner Erfahrung und Umtriebigkeit als Stadthistoriker immer wieder durch unerwartete Quellenfunde zu überraschen.“

Blick auf Wachstum, Krisen und künstlerische Verwirklichung

Das Unternehmen geht zurück auf einen 1847 in der Altstadt gegründeten Handwerksbetrieb. Auf das erste Heinsteinwerk in der Eppelheimer Straße folgte 1913 die bis heute sichtbare Produktionsstätte am (später so benannten) Wieblinger Weg mit mehr als 3.000 Quadratmetern Bodenfläche. Längst war man zur industriellen Fertigung von Kachelöfen, Kaminen und so genannten Stilöfen nach historischen Mustern übergegangen. Kontinuierlich wurde die Produktpalette um Zentralheizungs- bis hin zu Kochanlagen sowie ein facettenreiches Portfolio an Sanitärkeramik erweitert. Mit Filialen, Musterlagern und Vertretungen in ganz Deutschland, den Niederlanden und in Straßburg im heutigen Frankreich hatte sich das Unternehmen schnell überregional etabliert. Mitte der 1920er Jahre erreicht die Belegschaft mit 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihren höchsten Stand. Damit gehört die Firma zu den ganz wenigen überregional bedeutenden, industriell ausgerichteten sowie mitarbeiterstärkeren Unternehmen in der einstigen kurpfälzischen Hauptstadt. Neben beispielsweise der 1810 gegründeten Tabakfabrik Landfried, der auf das Jahr 1844 zurückgehenden Heinrich Fuchs Waggonfabrik (Staats- und Straßenbahnen, Schwer-LKW, Spezialfahrzeuge) oder den 1873 gegründeten Portland-Cementwerken (heute Heidelberg Materials).

Neben der wirtschaftlichen Entwicklung der Heinsteinwerke beleuchtet das Buch auch den stets hohen künstlerischen Anspruch an die Produkte, der anhand von Design-Wettbewerben und in der Verpflichtung namhafter, teils international renommierter Architekten, Künstlerinnen und Kunsthandwerker dokumentiert ist. Auch die Bewältigung von Krisenzeiten, etwa durch die beiden Weltkriege, das familieninterne Ringen um den Kurs des Unternehmens, die Veränderung des Marktes und das Bemühen um kreative wie attraktive Methoden der Verkaufsförderung finden Eingang in die Betrachtung.

„HWH: Heinsteinwerk Heidelberg – Industriekultur zwischen Funktionalität & Ästhetik. Stilkachelöfen und Sanitärkeramik aus Heidelberg 1847-1995“ (2023), Oliver Fink, „verlag regionalkultur“, 120 Seiten mit 130 Farb- und Schwarz-Weiß-Abbildungen, fester Einband, ISBN: 978-3-95505-382-6, 19,90 Euro.

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