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Hilde-Domin-Preis 2013 für Abbas Khider: "Er hat uns den Irak näher gebracht"

Der aus dem Irak stammende Autor Abbas Khider (r) wird im Spiegelsaal des Palais Prinz Carl in Heidelberg von Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner mit dem Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2013 ausgezeichnet. (Foto: Rothe)

Für seine schriftstellerische Leistung hat der 1973 in Bagdad geborene Autor Abbas Khider am 17. September 2013 den mit 15.000 Euro dotierten „Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2013“ der Stadt Heidelberg erhalten. Die Verleihung fand im Spiegelsaal des „Prinz Carl“ in Heidelberg statt. Die Jury würdigte Khider als lakonischen wie heiteren Chronisten, als Meister der Situationskomik und geborenen Erzähler. Der Optimist Khider setze trotz aller schlimmen Erfahrungen „auf den einen ungebrochenen Flügel, der seiner Prosa Frische und mitreißenden Schwung verleiht“.

In ihrer Laudatio sagte Literaturkritikerin Dr. Meike Feßmann über Abbas Khider: „Er hat uns den Irak näher gebracht und uns von der Vielfalt der arabischen Nationen erzählt. Und er hat Romane geschrieben, deren Zugehörigkeit zur deutschen Gegenwartsliteratur auch eine Verpflichtung ist. Für uns, die Leser, die sich daran erfreuen, während wir recht komfortabel in einem der saturiertesten Länder der Erde sitzen.“ Mit Hinweis auf Khiders dichte und bildkräftige Sprache erklärte Feßmann: „Abbas Khider pinselt keine poetischen Tableaus. Er erzählt aufregende Geschichten, die er mit dramaturgischen Kniffen so geschickt montiert und verknappt, dass seine welthaltigen Romane, die Krieg und Folter so wenig aussparen wie den Alltag, mit kaum mehr als hundertfünfzig Seiten auskommen.“

Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner verwies bei der Verleihung des Hilde-Domin-Preises an Abbas Khider auf Heidelbergs große Tradition als Literaturstadt, in der die Förderung zeitgenössischer Literatur einen hohen Stellenwert habe. Auch deshalb bewerbe sich Heidelberg um die Aufnahme als „City of Literature“ im Creative Cities Network der UNESCO. Die Heidelberger Bewerbung soll im Herbst in Paris abgeben werden.

Preisträger Abbas Khider dankte der Stadt Heidelberg für die Auszeichnung. Er sei ein Mensch der alles verloren habe, außer der Liebe zur Literatur: „In der Literatur braucht man kein Visum, keine Aufenthaltserlaubnis, keine Staatsbürgerschaft um anzukommen“, sagte Khider.

Abbas Khider wuchs in Bagdad auf und wurde dort bereits mit 19 Jahren aus „politischen Gründen“ verhaftet und gefoltert. Nach einer zweijährigen Gefängnisstrafe floh er 1996 aus Angst vor einer erneuten Verhaftung aus dem Irak und reiste vier Jahre lang als illegaler Flüchtling durch verschiedene arabische und europäische Länder. Er schlug sich als Teppichträger, Arabischlehrer, Müllsortierer und Putzkraft durch und schrieb fast täglich Gedichte. Seit 2000 lebt er in Deutschland, machte Abitur und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. Er veröffentlichte viele Gedichtbände in arabischer Sprache. Mit seinem Romandebüt „Der falsche Inder“ (2008), das er in deutscher Sprache verfasste, war er Gast zahlreicher Literaturveranstaltungen. Im Jahr 2009 erhielt er das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin sowie ein Arbeitsstipendium der Autorenförderung des Deutschen Literaturfonds. 2010 folgte die Ehrung mit dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis der Robert-Bosch-Stiftung. Sein Roman „Der falsche Inder“ ist ebenso wie „Die Orangen des Präsidenten“ und „Brief an die Auberginenrepublik“ in der Edition Nautilus erschienen. Khider lebt in Berlin.

Der Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil

Der Preis „Literatur im Exil“ wurde 1992 von der Stadt Heidelberg anlässlich des 80. Geburtstages der Ehrenbürgerin und ersten Preisträgerin Hilde Domin gestiftet. Seitdem wird die Auszeichnung alle drei Jahre an Schriftstellerinnen und Schriftsteller vergeben, die selbst im Exil oder als Nachfahren von Exilanten in Deutschland leben bzw. lebten und in deutscher Sprache publizieren. Zu Ehren Hilde Domins wurde der Preis nach ihrem Tod im Februar 2006 in „Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil“ umbenannt.

Bisherige Preisträger

Neben Hilde Domin erhielten den Preis bisher der in Teheran geborene Autor SAID, der in Leningrad geborene Boris Chasanow und dessen Übersetzerin Annelore Nitschke, der Bosnier Stevan Tontic, der Algerier Hamid Skif, der Deutsch-Iraker Sherko Fatah sowie der in Leningrad geborene Autor Oleg Jurjew.

Die Jury

Mitglieder der Jury des Hilde-Domin-Preises sind die Lektorin und Literaturvermittlerin Alice Grünfelder (Zürich), die Literaturkritikerin Katrin Hillgruber (München), die Autorin Barbara Honigmann (Straßburg), der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Kelletat (Mainz/Germersheim) sowie der Lyriker Hans Thill (Heidelberg).

Weitere Informationen zu den Literaturpreisen der Stadt Heidelberg sowie die Broschüre des Kulturamtes zum Hilde-Domin-Preis mit einem Interview des Preisträgers gibt es zum Download unter www.heidelberg.de/kulturamt.

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