Die städtische Integrationspolitik wird von der Zielgruppe unterschiedlich bewertet. 35 Prozent der befragten Heidelbergerinnen und Heidelberger mit Migrationshintergrund äußern sich nicht dazu, ob die Stadt Heidelberg genug für die Integration ihrer Migrantinnen und Migranten tut. Manche haben an politischen Themen gar kein Interesse. Für andere, die schon lange hier leben und gut integriert sind, mag die Frage nur eine geringe persönliche Relevanz haben. Von denen, die ihre Meinung sagen, sind 70 Prozent zufrieden, das heißt der Auffassung, die Stadt tue genug. 30 Prozent der Antwortenden äußern Kritik, das heißt meinen, es werde nicht genug getan. Unter diesen sind Migrantinnen und Migranten aus der Türkei und aus Afrika sowie Angehörige der prekären Milieus (Entwurzelte und Hedonistisch-Subkulturelle) überdurchschnittlich vertreten.
Zwei Drittel derjenigen, die auf eine entsprechende Frage antworten, halten die Mitsprachemöglichkeiten von Menschen mit Migrationshintergrund in Heidelberg, wenn es um Angelegenheiten der Stadt und der Bürgerinnen und Bürger geht, für ausreichend. Auch bei diesem Thema machen mehr als ein Fünftel der Befragten keine Angabe. Das spiegelt nicht nur politisches Desinteresse, sondern ist auch Ausdruck einer verbreiteten Haltung, die annimmt, eine politische Teilnahme von Migrantinnen und Migranten sei in Deutschland nicht erwünscht. Hier müsste Aufklärungsarbeit geleistet werden, um die Teilnahme der Migrationsbevölkerung im öffentlich-politischen Raum unserer Stadt zu verbessern. Ebenfalls verbesserungswürdig ist die Präsenz und Sichtbarkeit des Heidelberger Ausländer- und Migrationsrats, der nur etwa der Hälfte derjenigen, die er repräsentieren soll, bekannt ist.
Um herauszufinden, was die Stadt Heidelberg konkret für die Eingliederung der Menschen mit Migrationshintergrund tun sollte, wurden den Befragten dieser Untersuchung verschiedene Angebote und Maßnahmen zur Beurteilung vorgelegt (zum Beispiel spezielle Bildungsangebote für Migrantinnen und Migranten, Schul- / Ausbildungsberatung, Unterstützung bei der Wohnungssuche, Bereitstellung eines interkulturellen Begegnungszentrums et cetera). Diese finden überwiegend Zustimmung. Das heißt, es besteht grundsätzlich eine große Aufgeschlossenheit in der Heidelberger Migrantionspopulation gegenüber solchen Angeboten. Die genauere Analyse weist allerdings sehr unterschiedliche zielgruppenspezifische Prioritäten aus – so dass genau geprüft werden muss, welche Gruppe jeweils welchen Bedarf hat und welche quantitative oder strategische Bedeutung dieser Gruppe zukommt.
Als besonders anspruchsvoll beziehungsweise bedürftig erweisen sich drei Gruppen: Migrantinnen und Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion und aus der Türkei sowie Angehörige des Entwurzelten Milieus. In diesen Gruppen – das zeigen verschiedene Ergebnisse der vorliegenden Studie – häufen sich Probleme, und entsprechend ist die Hilfsbedürftigkeit besonders ausgeprägt. Bei der Maßnahmenplanung für diese Klientel sollte aber der spezifische Bedarf anderer Gruppen (die zusammen einen sehr viel größeren Teil der Heidelberger Migrationspopulation repräsentieren) nicht aus dem Blick geraten.