Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg 2013 für Philipp Schönthaler
Für seinen Debüt-Erzählband „Nach oben ist das Leben offen“ (Matthes & Seitz Berlin 2012) hat Philipp Schönthaler den mit 10.000 Euro dotierten Clemens-Brentano-Förderpreis für Literatur der Stadt Heidelberg erhalten. Schönthaler nahm die Auszeichnung am 18. Juni 2013 aus den Händen von Bürgermeister Dr. Joachim Gerner im Heidelberger Rathaus entgegen.
In der Jury-Begründung heißt es: „Philipp Schönthaler wirft einen kalten Blick auf die Zwänge unserer verhaltensoptimierten Leistungsgesellschaft in sozialen Beziehungen, Konsum, Verkehr und Sport. Er tut dies mit neusachlichen Mitteln und legt antiromantische Erzählungen auf der Höhe der Zeit vor.“
Die Laudatio hielt in diesem Jahr erstmals ein studentisches Mitglied der Jury zum Clemens-Brentano-Preis. Katharina Schönebeck würdigte Schönthaler als einen Autor, der in „nüchterner, nicht wertender Manier, mit ausgesprochen feiner Ironie“ Phänomene unserer heutigen Gesellschaft darstelle und zu verstehen gebe: „Maximen wie Optimierung und Dynamisierung sind nicht schwarz oder weiß zu sehen, sie schillern. Wie man mit ihnen umgeht, liegt in der Hand des Einzelnen.“
Bürgermeister Dr. Joachim Gerner erinnerte an die Einzigartigkeit des Heidelberger Literaturförderpreises: Aus der Menge der Literaturpreise hebe den Clemens-Brentano-Preis heraus, dass in einer deutschlandweit einzigartigen Jury-Zusammensetzung professionelle Literaturkritiker und Studierende des Germanistischen Seminars der Universität Heidelberg auf Augenhöhe als gleichberechtigte Jury-Mitglieder diskutieren. Der Preis sei ein wichtiger Bestandteil des traditionsreichen und lebendigen literarischen Lebens der Stadt, die im Herbst ihre Bewerbung zur Aufnahme in das UNESCO Creative Cities Network als „City of Literature“ einreichen wird.
„Der Preis kanalisiert Aufmerksamkeit und kauft Zeit zum Schreiben“, bedankte sich Schönthaler bei der Stadt Heidelberg. Seine Rede schloss er mit einem Plädoyer für die Autonomie der Literatur.
Hintergrund
Der Preisträger Philipp Schönthaler, geboren 1976 in Stuttgart, studierte Anglistik und Kunst in Vancouver, Kanada. Er promovierte 2010 an der Universität Konstanz, wo er bis Juli 2011 als Postdoktorand und Lehrbeauftragter arbeitete. Seitdem ist Philipp Schönthaler freischaffender Autor. Nach mehreren Veröffentlichungen in diversen Literaturzeitschriften erschien 2012 mit dem Erzählband „Nach oben ist das Leben offen“ sein Erstlingswerk.
Der Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg wird seit 1993 jährlich im Wechsel in den Sparten Erzählung, Essay, Roman und Lyrik an deutschsprachige Autorinnen und Autoren vergeben, die mit ihren Erstlingswerken bereits die Aufmerksamkeit der Kritiker und des Lesepublikums auf sich gelenkt haben. Der Preis ist deutschlandweit einmalig, da die Jury sowohl mit professionellen Literaturkritikerinnen und -kritikern, als auch mit Studierenden des Germanistischen Seminars der Universität Heidelberg besetzt ist.
Die bisherigen Preisträger sind Alexander Gumz, Wolfgang Herrndorf, Sven Hillenkamp, Andreas Stichmann, Felicia Zeller, Ann Cotten, Clemens Meyer, Stefan Weidner, Anna Katharina Hahn, Raphael Urweider, Andreas Maier, Doron Rabinovici, Sabine Peters, Hendrik Rost, Oswald Egger, Norbert Niemann, Benjamin Korn, Daniel Zahno, Jörg Schieke, Barbara Köhler, Gabriele Kögl und Günter Coufal.
Der Jury 2013 gehörten an: die Literaturkritiker Dr. Ina Hartwig (Frankfurt am Main), Felicitas von Lovenberg (Frankfurt am Main), Dr. Hubert Winkels (Köln) und Markus Clauer (Ludwigshafen) sowie die Germanistik-Studierenden der Universität Heidelberg Marilena Tsirantonaki, Katharina Schönebeck und Kevin Fernando.