Seit dem 1. November 2019 läuft im Amt für Chancengleichheit das durch die Europäische Union finanzierte Modellprojekt GUIDE4YOU. Das Projekt soll die existierenden Beratungsstrukturen in Heidelberg für Betroffene von häuslicher Gewalt nachhaltig verbessern. Die Stadt Heidelberg kooperiert in diesem Projekt mit der Gewaltambulanz des Instituts für Rechts- und Verkehrsmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg, der Fakultät für Angewandte Psychologie der SRH Hochschule Heidelberg, der Klinik für Allgemeine Psychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg, der Polizei und der Interventionsstelle für Frauen und Kinder.
GUIDE4YOU richtet sich an Frauen*, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Ziel ist es, betroffenen Frauen* aus Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis, besonders in der Akutphase nach einem Übergriff, den Zugang zu Hilfe zu erleichtern und sie individuell zu unterstützen. Denn trotz eines gut ausgebauten Beratungssystems finden viele Frauen* noch keinen Zugang zu der Hilfe, die sie benötigen. Und genau hier setzt GUIDE4YOU an.
1. Schritt
Im 1. Schritt werden mithilfe eines Online-Fragebogens Erfahrungen und Perspektiven von betroffenen Frauen* erfasst. Wir möchten ein umfassendes Bild von den individuellen Bedürfnissen und Wünschen von Betroffenen an das Beratungssystem bekommen, um es nachhaltig zu verbessern. Außerdem möchten wir herausfinden, welche Ängste und Entscheidungsfaktoren Frauen davon abhalten Hilfe in Anspruch zu nehmen oder ihre Gewaltsituation zu verlassen, um diese zukünftig besser auffangen zu können.
Der Fragebogen ist selbstverständlich anonym und kann von jeder Frau* ausgefüllt werden, die sich angesprochen fühlt. Er kann auf Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Spanisch, Türkisch und Rumänisch durchgeführt werden. Sie finden ihn hier auf unserer Webseite.
2. Schritt
Im 2. Schritt werden ab Mai 2020 zwei Lotsinnen als persönlichen Ansprechpartnerinnen eingesetzt, die betroffene Frauen* niedrigschwellig beraten und zu den einzelnen Stellen im bestehenden Hilfesystem begleiten können. Dieser persönliche Kontakt und die individuelle Begleitung einer Frau* in einer akuten Krisensituation baut nicht nur Hemmschwellen und Ängste ab, er verhilft auch zu einer umfangreicheren Unterstützung der Frau* an den unterschiedlichen Beratungs- und Hilfsstellen.
So können beispielsweise in der 2011 gegründeten Gewaltambulanz des Instituts für Rechts- und Verkehrsmedizin zeitnah und kostenfrei Spuren dokumentiert werden, bei Bedarf (ambulant oder stationär) psychotherapeutische Krisengespräche in der Klinik für Allgemeinen Psychiatrie ermöglicht werden und die Frauen* (und deren Kinder) umfangreich in der Interventionsstelle für Frauen und Kinder beraten werden.
Das zweijährige, europäische Modellprojekt – finanziert durch das European Union’s Rights, Equality and Citizenship Programme (2014-2020) – wird geleitet und koordiniert von Dr. Marie-Luise Löffler vom Amt für Chancengleichheit. Sie und ihre Kollegin Jana Christ (Projektmanagement), stehen für Fragen zur Verfügung. Nach seinem Ende soll das Projekt auf vergleichbare Kommunen innerhalb Deutschlands und der EU ausgeweitet werden. Es wurde im Rahmen der Istanbul-Konvention – einem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt – bei der EU beantragt.