Leiterin des Amts für Chancengleichheit und Gleichstellungsbeauftragte Dörthe Domzig in den Ruhestand verabschiedet
Nachfolger sind Danijel Cubelic und Dr. Marie-Luise Löffler
Die langjährige Leiterin des Amtes für Chancengleichheit und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Heidelberg hat ihren Ruhestand angetreten. Dörthe Domzig ist am 1. Oktober 2020 aus dem Dienst der Stadtverwaltung ausgetreten. Sie war seit 1992 Leiterin des Amtes für Frauenfragen/Frauenamt und Gleichstellungsbeauftragte, seit 2007 Leiterin des Amtes für Chancengleichheit. 28 Jahre und sechs Monate lang setzte sie sich für die wechselseitige Anerkennung der Rechte anderer in der vielfältigen Stadt Heidelberg ein. Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner und Bürgermeister Wolfgang Erichson verabschiedeten Dörthe Domzig am Mittwoch, 28. Oktober 2020, offiziell im Heidelberger Rathaus.
OB Würzner „Erfrischend undogmatisch für Menschenrechte eingetreten“
„Durch Ihren unermüdlichen Einsatz ist die Stadt Heidelberg zu einer Vorreiterin und Impulsgeberin für einen inklusiven Umgang mit sozialer Diversität auf lokaler Ebene geworden“, betonte Prof. Würzner. „Sie sind engagiert, offen, vorurteilsfrei und erfrischend undogmatisch – wesentliche Merkmale, die für Ihr Amt entscheidend sind. In den 90er Jahren vermittelten Sie die Arbeit des neu eingerichteten Frauenamtes, das später Amt für Gleichstellung von Frau und Mann genannt wurde, und leiteten seit 2007 das Amt für Chancengleichheit. Vieles was wir heute als selbstverständlich betrachten, war damals eine kleine Revolution. Sie haben großartige Erfolge zu verzeichnen. Vielen Dank für Ihre Arbeit!“. Mit zahlreichen Projekten habe Dörthe Domzig sich für ein modernes weltoffenes Heidelberg eingesetzt. Sie habe die Stadt Heidelberg in unterschiedlichen Funktionen landes-, bundes- und europaweit dafür bekannt gemacht, dass sie für Grundwerte einsteht. 2007 ist Heidelberg als erste Stadt Baden-Württembergs der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene beigetreten, 2014 der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus. 2020 folgte der Beitritt zum Rainbow City Network.
„Wer im Alltag keinen Respekt füreinander aufbringt, der macht es auch nicht im politischen Raum. Mein Bestreben war es immer, dass alle Heidelbergerinnen und Heidelberger lokale Demokratie als Erfolgskonzept für eine inklusive Praxis erleben können“, sagte Dörthe Domzig. „Während meiner langjährigen Arbeit bei der Stadt durfte ich unzählige Menschen kennenlernen. Viele haben mich mit ihrem ehrenamtlichen Engagement beeindruckt. Die Stadt profitiert von der Vielfalt der Bevölkerung. Alle Menschen, ganz gleich welchen Geschlechts, welcher sexuellen Identität, Hautfarbe, ethnischen oder sozialen Herkunft, welcher Religion, welchen Alters oder mit welchen Behinderungen, müssen die gleichen Rechte und Chancen genießen. Wertekonflikte müssen in einem konsensorientierten, rationalen Diskurs geklärt werden, der über Gemeinschaften hinausreicht. Dafür habe ich mich jahrelang eingesetzt und ich bin sicher, dass die Stadt weiterhin ihr Bestes dafür tun wird.“
Nach der Verabschiedung von Dörthe Domzig führte Oberbürgermeister Prof. Dr. Würzner ihren Nachfolger Danijel Cubelic feierlich in das Amt ein: „Während Ihrer dreijährigen Tätigkeit für die Stadt konnten Sie uns als Fachbereichsleiter von Ihren Kenntnissen überzeugen. Sie treten in große Fußstapfen, aber wir sind zuversichtlich, dass Sie das Amt mit Bravour leiten werden. Zuletzt koordinierten Sie erfolgreich die Aufnahme ins Rainbow City Network.“
Dörthe Domzig war neben der Amtsleitung auch Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte. Diese Funktion wird künftig Dr. Marie-Luise Löffler übernehmen. Seit 2020 war sie bei diesem Thema bereits die Stellvertreterin von Dörthe Domzig. Dr. Marie-Luise Löffler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und arbeitet seit Januar 2017 für die Stadt Heidelberg. Im Bereich Geschlechtergerechtigkeit und Frauenperspektive kümmerte sie sich um die Schwerpunktthemen Gewalt und Prostitution.
Dörthe Domzig
Dörthe Domzig ist 1955 in Niedersachen geboren, studierte Soziologie und Politikwissenschaften in Marburg und Frankfurt. Am 1. April 1992 erfolgte ihr Eintritt bei der Stadt Heidelberg. Sie war Mitglied der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Landes Baden- Württemberg, dem Ausschuss für Frauen- und Gleichstellungsangelegenheiten des Deutschen Städtetages, der Kommission der Frauenbeauftragten, Mitglied der Kommission Frauen in der Stadt des Deutschen Städtetages und arbeitete beim Second Round Tabel of German Women Planers on Gendersensitive and Sustainable Development (Urban 21) mit. 1997 führte sie eine Vorstudie zur Bedeutung der kommunalen Verwaltungsreform für eine institutionalisierte Frauenpolitik („Frauen in der kommunalen Verwaltungsreform“), gefördert durch das Sozialministerium des Landes Baden-Württemberg, durch. Von 2008 bis 2012 war sie mit fünf weiteren Kolleginnen und Kollegen Bundessprecherin in der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG). Weitere Mitgliedschaften betrafen die Landesarbeitsgemeinschaft kommunale Antidiskriminierungsarbeit Baden-Württemberg, den KGSt – Innovationszirkels „Chancengleichheit und Vielfalt“, den Arbeitskreis der Integrationsbeauftragten im Städtetag Baden-Württemberg, das Bundesweites Diversity-Netzwerke der kommunal- und Landesverwaltungen „Vielfalt fördern und stärken – Diskriminierung bekämpfen“ sowie das Beraterinnenpool der Bundesarbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten zur Verbreitung der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene.
Danijel Cubelic
Der neue Amtsleiter Danijel Cubelic ist Religionswissenschaftler und studierte unter anderem in Heidelberg, Damaskus, Aleppo und Kairo. Nach Tätigkeiten an den Universitäten Bochum und Heidelberg arbeitete er seit 2017 als Fachbereichsleiter beim Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg, wo er unter anderem die Aufnahme Heidelbergs ins Rainbow City Network koordinierte. 2020 wurde er zum Vize-Präsidenten der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus gewählt.
Dr. Marie-Luise Löffler
Die neue Gleichstellungsbeauftragte, Marie-Luise Löffler, ist eine promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie begann im Januar 2017 bei der Stadtverwaltung ihre Tätigkeit im Bereich Geschlechtergerechtigkeit/Frauenperspektive unter Dörthe Domzig. Hier war sie vor allem in den Schwerpunktthemen Gewalt und Prostitution tätig. Seit 2020 war sie stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte.
Meilensteine: Chancengleichheit in Heidelberg
- 1992: Start der Zukunftswerkstätten für Frauen in 14 Stadtteilen und des Stadtteilrahmenplans Emmertsgrund „Frauenalltag als Planungsgrundlage“.
- 1992: Start der Studie „Das Sicherheitsempfinden von Frauen in ihrer Stadt“; Start des Modellversuchs Frauen-Nachttaxi und Etablierung.
- 2000: Aufbau eines Gründerinnenzentrums unter dem Dach des Heidelberger Technologiezentrums im Rahmen des Forschungsprogramms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ des Bundes.
- ab 2001: Etablierung des Heidelberger Interventionsmodells gegen Gewalt in Beziehungen gemeinsam mit der Interventionsstelle für Frauen und Kinder sowie der Interventionsstelle für Täter und Koordinierung der Kooperation aller Beteiligten; bis heute thematische Ausweitung der Arbeit auf alle Formen der Gewalt im privaten und öffentlichen Raum; Einrichtung eines Notrufes für männliche Opfer von Gewalt.
- 2007: Beitritt zur Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene; drei Aktionspläne zur Umsetzung mit Beteiligung von Expertinnen, Experten und interessierter Öffentlichkeit zur Umsetzung der Charta.
- 2011: Das Thema „Integration“ wird innerhalb der Stadtverwaltung fortan nicht mehr im Bereich Ordnungs- beziehungsweise Ausländerrecht beim Bürgeramt koordiniert, sondern unter dem Dach des Amtes für Chancengleichheit.
- 2014: Beitritt Europäische Städtekoalition gegen Rassismus.
- 2016: Verabschiedung des ersten kommunalen Diversitäts-Aktionsplans „Offen für Vielfalt und Chancengleichheit – Ansporn für alle“ nach einem mehrmonatigen Beteiligungsprozess von Expertinnen und Experten sowie der Stadtgesellschaft.
- 2018: Gründung des Antidiskriminierungsnetzwerkes Heidelberg, um Menschen zu unterstützen, die von Diskriminierung betroffen sind.
- 2020: Beitritt zum Rainbow Cities Network von Städten, die sich der Akzeptanz und Chancengleichheit lesbischer, schwuler, bisexueller, transsexueller, transgeschlechtlicher, intersexueller und queerer Menschen verpflichten.