Neue Gedenkplakette für Magnus Hirschfeld in der Sandgasse eingeweiht

Arzt, Sexualwissenschaftler und Vorkämpfer für Rechte queerer Menschen

Die Geschichte der Stadt Heidelberg ist nicht arm an großen Namen und umwälzenden Ideen. Seit neuestem – und nicht zufällig in dem Jahr, in dem Heidelberg fünf Jahre engagierte Mitgliedschaft im internationalen Rainbow Cities Network (RCN) feiert – ziert ein weiterer dieser bedeutenden Namen die Hausfassade in der Sandgasse 10: Magnus Hirschfeld. Am 9. Januar 2025 weihte Bürgermeisterin Stefanie Jansen gemeinsam mit Helmut Metzner, dem Vorsitzenden der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, eine Gedenkplakette an dem Haus ein, in dem Hirschfeld von 1890 bis 1891 wohnte. Die Gedenkplaketten sind Teil des Konzepts zur Erinnerungskultur der Stadt.

Fünf Personen posieren vor einer blauen Gedenktafel an einer Hauswand.
Stefanie Jansen, Bürgermeisterin für Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit (2. von links), mit Hauseigentümerin Ingrid Longerich (von links), Helmut Metzner, Geschäftsführender Vorstand des Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, Ideengeber Steffen Schmid und Stefan Kaumkötter vom Kulturamt der Stadt Heidelberg vor der neuen Gedenkplakette für Magnus Hirschfeld in der Sandgasse. (Foto: Rothe)

„Heidelberg setzt sich seit Jahren engagiert für die selbstverständliche Gleichberechtigung queerer Menschen ein. Als Arzt, Sexualwissenschaftler und Vorkämpfer für die Rechte queerer Menschen hat Magnus Hirschfeld zum Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur die wissenschaftliche Forschung revolutioniert, sondern auch ein Vermächtnis hinterlassen, das weit über seine Lebenszeit hinausreicht. Sein Einsatz für Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Sichtbarkeit ist heute aktueller denn je. Mit Zeichen wie dieser Gedenkplakette erinnern wir daran, dass es mutiger Vorkämpfer bedurfte, dass wir unser heutiges Engagement, etwa im Rainbow Cities Network, leben können“, erklärte Stefanie Jansen, Bürgermeisterin für Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit der Stadt Heidelberg, bei der Einweihung der Plakette.

Kulturbürgermeisterin Martina Pfister ergänzt: „Gerne hat das für die Gedenkplaketten zuständige Kulturreferat die Anregung aufgegriffen, mit einer solchen Tafel an Magnus Hirschfeld zu erinnern. Der Kampf um Freiheit, Akzeptanz und ein friedliches Miteinander hat in der Kultur höchste Priorität. Heidelberg ist stolz auf seine Vielfalt und Weltoffenheit und Gleichberechtigung und freie Meinungsäußerung sind hohe Güter, die es gerade in Zeiten wie diesen mehr denn je zu verteidigen gilt. Herzlichen Dank den Ideengebern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Kulturamt für die Umsetzung dieses wertvollen Stücks Erinnerungskultur.“

Magnus Hirschfeld (geboren 1868 in Kolberg) gilt als Mitinitiator der Sexualwissenschaften und der ersten Homosexuellenbewegung der Welt, die über vielfältige sexuelle und geschlechtliche Lebensweisen aufklärten und zur Entpathologisierung und Entkriminalisierung queerer Menschen beitrugen. Hirschfeld setzte sich beispielsweise mit einer Petition an den Reichstag seit 1897 für die Abschaffung des Paragrafen 175 im Strafgesetzbuch ein, der Homosexualität von Männern unter Strafe stellte. Diese Petition wurde in Heidelberg von mindestens 21 gesellschaftlich hochstehenden Männern unterzeichnet, darunter Oberbürgermeister Ernst Walz. Gestrichen wurde der Paragraf erst annähernd 100 Jahre später, 1995. Hirschfeld studierte von 1890 bis 1891 drei Semester Medizin in Heidelberg und gründete hier die jüdische Studentenverbindung Badenia, die als Reaktion auf den zunehmenden Antisemitismus entstand. Hirschfeld korrespondierte zu Beginn der Weimarer Republik auch mit dem aus Heidelberg stammenden Reichspräsidenten Friedrich Ebert. Als Sexualaufklärer, Homosexuellenaktivist, Jude und aufgrund seiner politischen Nähe zur Sozialdemokratie war Hirschfeld später für die Nationalsozialisten ein besonderes Feindbild.
 
Die Ausstellung „gefährdet leben. Queere Menschen 1933-1945“ der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld beleuchtet bis zum 16. Februar 2025 im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma die Lebensgeschichten queerer Menschen während der NS-Zeit.

Rainbow-City Heidelberg: Seit September 2020 ist Heidelberg in Anerkennung des Einsatzes für familiäre, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als Mitglied im Netzwerk der Regenbogenstädte, dem „Rainbow Cities Network“ (RCN), aufgenommen worden. Das Netzwerk ist ein internationaler Zusammenschluss von Städten, die sich der Akzeptanz von LSBTIQ+ verpflichten. Mehr Informationen zur städtischen Koordinationsstelle LSBTIQ+ sind online zu finden unter www.heidelberg.de/lsbtiq.

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