Menschen in der Prostitution: Veränderungen auch in Heidelberg

Fachberatungsstelle ANNA berichtete im Ausschuss für Soziales und Chancengleichheit

Die Formen der Prostitution haben sich seit der Corona-Pandemie deutlich verändert. Das ist auch in Heidelberg sichtbar. Über den aktuellen Sachstand informierte die Fachberatungsstelle
für Menschen in der Prostitution „ANNA“ den Ausschuss für Soziales und Chancengleichheit am 11. November 2025. Träger der Beratungsstelle ist das Diakomische Werk der Evangelischen Kirche Heidelberg.

Während es 2017 noch 14 offiziell gemeldete Betriebe gab, sind derzeit nur noch fünf aktiv. Die Szene ist heute kleinteiliger, dezentraler und weniger sichtbar. Nach Angaben der Beratungsstelle „ANNA“ verlagert sich ein großer Teil der Tätigkeit zunehmend in den privaten und digitalen Raum – etwa über Plattformen wie Airbnb oder Online-Portale. Eine offizielle Straßen- oder Wohnungsprostitution gibt es in Heidelberg derzeit nicht.
 
Rund 70 Erstanmeldungen und Verlängerungen werden jährlich erfasst. Die tatsächliche Zahl wird aufgrund hoher Fluktuation und Dunkelziffer deutlich höher geschätzt. Etwa 80 Prozent der Personen in der Prostitution stammen aus südosteuropäischen EU-Staaten.
 
Das Gesundheitsamt Heidelberg führt jährlich rund 300 Beratungen nach dem Prostituiertenschutzgesetz durch. Dabei handelt es sich um die vereinbarten verpflichtenden Gesundheitsberatungen für den Rhein-Neckar-Kreis und die Stadt Heidelberg.
 
Seit 2018 fördert die Stadt Heidelberg die Fachberatungsstelle ANNA des Diakonischen Werks Heidelberg, die Menschen in der Prostitution berät, begleitet und auf Wunsch beim Ausstieg unterstützt. Ihre Arbeit umfasst aufsuchende Beratung, Netzwerkarbeit mit Polizei und Gesundheitsdiensten sowie Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit. 2022 kam eine städtisch geförderte Ausstiegswohnung hinzu, die eng mit der Beratungsstelle verzahnt ist.
 
„Wir sehen, dass sich die Formen der Prostitution gewandelt haben. Sie sind weniger sichtbar, aber nicht weniger präsent“, erklärt Hannah Salewski, Mitarbeiterin der Fachberatungsstelle ANNA. „Durch die Verlagerung ins Internet und in private Räume ist es schwieriger geworden, Menschen in prekären Situationen zu erreichen. Umso wichtiger sind dauerhaft gut funktionierende Netzwerke, vertrauensvolle Beratung und verlässliche Schutzräume.“
 
Die Stadt Heidelberg bekennt sich zu ihrem Auftrag, Schutz, Beratung und Prävention im Sinne der Istanbul-Konvention sicherzustellen. Der 2019 eingerichtete Runde Tisch Prostitution soll im Frühjahr 2026 unter Leitung der Gleichstellungsbeauftragten als Arbeitskreis fortgeführt werden, um die Zusammenarbeit der Fachstellen weiter zu stärken.

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